Unsere etwas älteren Empfehlungen - immer noch lesenswert:
Georg
von: Barbara Honigmann
Die Geschichte eines schillernden Lebens und eine bereichernde Ergänzung zum Buch über die Mutter der Schriftstellerin – ein sehr beeindruckendes Kapitel aus ihrem Leben: Barbara Honigmann hat ein sehr kluges, liebevolles Buch über ihren Vater geschrieben -Georg.
Dieser Vater (1903 bis 1984) entstammte einer jüdischen Gelehrtenfamilie; eine faszinierende Erscheinung, auch unergründlich. Das Abitur legt er an der Odenwald Schule ab. Der promovierte Journalist geht 1933 als Korrespondent der Vossischen Zeitung nach London. Seine zweite Frau war zuvor mit dem legendären Spion Kim Philby verheiratet gewesen. Womöglich hierdurch wird auch er zum Spion für die Sowjetunion. Die genauen Gründe kennt auch seine Tochter nicht, zumal er politisch nie „über Hermann Hesse hinausgekommen” sei.
Nach dem Krieg wechselt er in die SBZ bzw. DDR, wird Chefredakteur der Berliner Zeitung, dann der BZ am Abend. Aber ein zutiefst gläubiger Kommunist scheint Georg nie gewesen zu sein. Fortan produziert er leicht satirisch-linientreue Kurzfilme für die DEFA und wird Direktor des Kabaretts „Die Distel”. Auch ihm werden die Vergünstigungen für Kulturschaffende zuteil. Dieser sympathische Frauenfreund war viermal verheiratet; seine dritte Frau war Gisela May.
Manche Verrücktheiten des letzten Jahrhunderts werden in „Georg” fast beiläufig erinnert. Georg selbst bleibt im Urteil seiner Tochter „einfach ein charmanter, unwiderstehlicher Misanthrop”. Ein höchst lesenswertes Buch!